Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Höhere Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
"gtorwort.
^er Verfasser hat sich bemüht, den Schülern die Resultate der neuesten
Forschungen und, soweit es anging, gleichzeitig einen Einblick in den Gang der
wissenschaftlichen Arbeit bei ihrer Gewinnung in anschaulicher Darstellung zu
bieten. Er hofft, dadurch dem Lehrer hilfreiche Hand zu leisten in der
Weckung des Interesses für den Unterricht, wie auch in der Befähigung der
Schüler zu selbständiger Weiterarbeit auf dem Gebiete. Demselben Zwecke
sollen die jedem Kapitel beigefügten Fragen und Aufgaben und die Bezeich-
nung der wissenschaftlichen Werke am Schlüsse des Buches dienen. Auf die
graphische Veranschaulichung ist in den Fällen verzichtet worden, wo die ge-
bräuchlichen Atlanten die entsprechenden Darstellungen enthalten.
Wenn eine Kürzung des § 7 notwendig sein sollte, wird sie bei der in die
Augen fallenden Gliederung des Stoffes ohne Mühe ausgeführt werden
können und sich auf die Mitteilungen rein naturwissenschaftlicher Art erstrecken
müssen.
Der handelsgeographische Abschnitt (§ 32) gehört für preußische Verhält-
nisse vollständig dem Pensum der zweiten Klasse des Seminars an, für welche
die Lehrpläne nach Abschluß der Länderkunde die Behandlung von „Handels-
geographie und Weltverkehr" vorschreiben. Das Buch ist daher imstande, in
Gemeinschaft mit jedem zweckentsprechenden länderkundlichen Handbuche die
Grundlage für den geographischen Unterricht des Seminars (ausgenommen
sind natürlich mathematische Erdkunde und Methodik) zu bilden.
Je mehr Zeit der allgemeinen Geographie im Unterricht des Seminars
gewidmet wird, um so mehr dürfte dem Geiste der preußischen Lehrpläne ent-
sprochen werden. Da eine bloße Wiederholung des Pensums der Präpa-
randenanstalt im Seminar vermieden werden soll, da ferner aber die zur
Verfügung stehende Zeit zu einer erschöpfenden Behandlung des vorgeschriebe-
nen länderkundlichen Stoffes trotz dreier, bezw. zweier Wochenstunden nicht
ausreicht, kann darin nur an eine Ergänzung des Lehrstoffes der Präpa-
randenanstalt gedacht sein, die sich in der Hauptsache auf die geologischen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
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breitet sind noch immer die des Königsberger Philosophen Immanuel Kant
(1724—1804)x) und des französischen Mathematikers und Astronomen La-
place (1749—1827)2). Der letztere kam auf Grund selbständiger Forschung
vierzig Jahre später als Kant zu ähnlichen Resultaten wie dieser.
Sie gehen von der Annahme aus, daß einst der gesamte Stoff, der gegen-
wärtig die Sonne und die Planeten bildet, ein ungeheurer kugelförmiger,
glühender und sich drehender kosmischer 3) Nebel gewesen sei, der seine Kugel-
form durch die Anziehung der eigenen Massenteilchen, seine Drehung durch den
Einfluß der anderen Weltkörper erhalten hatte, die U r s o n n e. Er erfüllte
den Weltenraum weit über die Bahn des äußersten Planeten, des Neptun,
hinaus und glich den noch heute am Himmel zu beobachtenden Nebelflecken,
die mit der zuweilen erkennbaren Spiralform auf eine Rotation hinweisen
und wahrscheinlich ebenfalls Sonnensysteme in einem sehr frühen Stadium
der Entwicklung sind.
Durch Wärmeausstrahlung in den Weltenraum wurde er abgekühlt.
Sein Stoff verdichtete sich; damit verringerte sich sein Volumen. Eine Be-
schleunigung seiner Achsendrehung war die Folge. Diese konnte wiederum
nicht ohne Einfluß auf seine Gestalt bleiben. Die Zentrifugal- oder Flieh-
kraft, jetzt in höherem Maße wirksam, führte eine Anhäufung der Masse an
seinem Äquator herbei, während er an den Polen sich mehr und mehr ab-
plattete. Endlich gewann sie an seinem äußersten Rande die Oberhand, und
es lösten sich Teile los, die die Form gewaltiger Ringe hatten, wie
wir ähnliche noch jetzt an dem Planeten Saturn sehen.
Diese setzten auf Grund der Anziehung der Hauptmasse ihre Bewegung
fort, verdichteten sich aber im Laufe der Zeit durch Ausstrahlung allmählich.
Da die Abkühlung nach außen hin größer war und demnach in ihnen ver-
schiedene Spannungsgrade entstanden, zerbarsten sie schließlich. Die einzelnen
Stücke formten sich unter dem Einflüsse der Schwer- und Fliehkraft zu
rotierenden und zugleich ihren Weg um die Sonne fortsetzenden Dunstkugeln,
den Planeten. Dabei entfernten sich die größeren weiter von der Sonne
als die kleineren (Jupiter—merkur). In derselben Weise vollzog sich später
die Ablösung der Monde von ihnen.
Natürlich strahlten die so entstandenen Weltkörper auch ihre Wärme in
den Weltenraum aus. Dabei mußte sich ihr Aggregatzustand bald ändern.
Wie jedes Metall bei verschieden hoher Temperatur in Dampfform, flüssig
und fest erscheint, so machten und machen noch alle Planeten diese drei Stufen
der Entwicklung durch. Es geschah um so schneller, je kleiner sie waren. Der
Vorgang vollzieht sich dennoch auch bei den kleinen Planeten in ungeheuren
Zeiträumen, da der gewaltige Druck bei der Zusammenziehung wiederum
Wärme erzeugt. So ist unser Mond schon in den Zustand völliger Er-
starrung gelangt (auch sein Luft- und Wassermantel ist dem Prozeß der Er-
kaltung durch Umwandlung der Gase in flüssige, der Flüssigkeiten in feste
*) „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels oder Versuch von der
Verfassung und dem mechanischen Ursprung des ganzen Weltgebäudes, nach Newtoni-
schen Grundsätzen abgehandelt." 1755.
2) Note Vii zu „Exposition du Systeme du monde". 1796.
3) Von griech. kösmos Weltall.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
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atome, die der Emanation des Radiums ähneln oder vielleicht sogar eine
solche sind.
§ 2.
Gestalt und Größe der Erde.
1. Die Gestalt der Erde. Demnach müßte die Erde eine rotie-
rende und sich um die Sonne bewegende Kugel sein. Aber von Anfang an
wirkten an ihr die gleichen Kräfte wie an der Ursonne; daher war auch die
Folge dieselbe: siö plattete sich an den Polen ab, während ihre Masse im
Äquator sich anhäufte. Sie wurde also ein Sphäroid^), d. i. ein kugel-
ähnlicher Körper, wie er durch Umdrehung einer Ellipse um ihre kleine Achse
entsteht. Als ein sicheres Zeichen für die frühere flüssige Beschaffenheit der
Erde kann freilich ihre heutige Gestalt nicht angesehen werden; „denn jeder
rotierende kugelförmige Körper, der nicht absolut starr ist, muß an den Enden
der Rotationsachse, d. h. an den Polen, sich abplatten und am Äquator sich
ausbauschen". (Supan.)
Die sphäroidale Gestalt der Erde ist durch Pendelbeobachtungen und durch
ausgedehnte Vermessungsarbeiten (sog. Gradmessungen) direkt nachgewiesen
worden. Dabei fand man aber endlich, daß die Erde kein vollkommenes
Sphäroid sein könne. Zur näheren Erforschung der Erdgestalt rief Preußen
im Jahre 1861 auf Vorschlag des Abteilungschefs im Generalstabe und
späteren Präsidenten des Geodätischen2) Instituts Baeyer das Zentralbureau
der „Mitteleuropäischen Gradmessung" ins Leben, die sich bald durch Veitritt
der übrigen Staaten zur „Europäischen Gradmessung" und endlich zur „Inter-
nationalen Erdmessung" erweiterte. Das Resultat der bisherigen For-
schungen läßt sich dahin zusammenfassen: Die Erdoberfläche ist allseitig ge-
krümmt und setzt sich aus stetig ineinander übergehenden Fächen von ab-
wechselnd etwas größerer oder geringerer Krümmung zusammen (Wagner).
Die daraus sich ergebende Erdgestalt nennt man Geo'id; sie wird als das
Ergebnis der verschieden starken Anziehung angesehen, welche die verschieden
angeordneten Massen des Erdinnern auf ihre Oberfläche ausüben.
2. Beweise für die sphäroidale Gestalt der Erde,
a) Die Pendelbeobachtungen führten zuerst zu der Erkenntnis, daß
die Erde an den Polen abgeplattet sein müsse, nachdem man sie zuvor durch
zwei Jahrtausende (seit Pythagoras 582—504 v. Chr. G.) als vollkommene
Kugel betrachtet hatte. Im Jahre 1672 stellte nämlich der französische Aftro-
nom Jean Richer auf einer Reise nach Eayenne (5° n. Vr.) fest, daß sein
Pendel, das in Paris (49 ° n. Br.) eine Schwingung genau in einer Sekunde
ausgeführt hatte, sich langsamer bewegte., Erst durch eine Verkürzung um
etwa 22/3 mm wurde es wieder zum Sekundenpendel. Als er nach einiger
Zeit nach Paris zurückkehrte, mußte er es dagegen wieder um den gleichen
Betrag verlängern. Diese Tatsache erklärte man daraus, daß die Schwerkraft
am Äquator geringer fei als in höheren Breiten. Die großen Physiker
*) Von griech. sphaira Kugel.
2) Geodäsie oder Erdmeßkunst, höhere Feldmetzkunst (gr. daiein teilen).
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
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§ 3.
Die Beschaffenheit des Erdinnern.
1. Dieeigenwärmedererde. Wie weit die Bildung der Erd-
kruste nach innen fortgeschritten ist, entzieht sich jeder sicheren Beurteilung.
Die größte Tiefe, bis zu welcher der Mensch vordrang, beträgt 2240 in oder
etwa 2000 m unter dem Meeresspiegel (Bohrloch von Czuchow bei Rybnik in
Oberschlesien), also kaum Vsaoo des Erdradius. Die Frage, ob das Erdinnere
gasförmig, flüssig oder fest ist, wird wohl nie mit Bestimmtheit beantwortet
werden können. Nun hat man aber seit langer Zeit beobachtet, daß die
Vodentemperatur große Verschiedenheit aufweist. Senkt man ein Thermo-
meter in den Erdboden, so ergibt sich anfangs, daß die Temperatur von den
Verhältnissen an der Oberfläche beeinflußt wird. Je tiefer man geht, um so
weniger prägen sich die Gegensätze von Tag und Nacht, von Sommer und
Winter aus. Bei einer Tiefe von 15—20 m trifft man auf eine Schicht, in
welcher die Temperatur stets völlig gleich bleibt, also Ein- und Ausstrahlung
der Sonne ohne Wirkung sind und sich auch jahreszeitliche Schwankungen nicht
mehr geltend machen. (In tropischen Gegenden, wo die Temperaturunter-
schiede im Laufe des Jahres nur gering sind, liegt diese neutrale Schicht schon
wenige Meter unter der Erdoberfläche; in höheren Breiten sinkt sie allmählich
herab.) Dringt man noch weiter in die Erdrinde ein, so bemerkt man überall
eine starke Zunahme der Temperatur, wie sie längst in den Bergwerken
beobachtet worden ist. (Im Bohrloch von Czuchow bis 83,4 °.) Dieser Um-
stand, das Vorhandensein heißer Quellen, das Ausströmen heißer Dämpfe und
das Empordringen glühender Stoffe in den Vulkanen führten zu der Erkennt-
nis, daß der Erdkörper in seinem Innern eine hohe Eigenwärme besitzen muß.
2. Die Zunahme der Temperatur nach innen. Durch be-
sondere Messungen der Temperatur in Bergwerken, Tunnelbauten und Bohr-
löchern zur Anlage von artesischen Brunnen und zur Erschließung von Salz-
quellen hat man die Zunahme dieser Eigenwärme festzustellen gesucht. Die
Zahl von Metern, welche angibt, um wieviel man senkrecht in die Erde ein-
dringen muß, damit die Temperatur um 1° C erhöht werde, nennt man
Wärme- oder geothemische Tiefenstufe. Sie ist für verschiedene Orte je nach
dem Wärmeleitungsvermögen der Mineralien^) verschieden; ja sogar an
demselben Punkte der Erde weist sie verschiedene Werte auf. Auch steht
noch nicht fest, ob die Tiefenstufen nach unten gleichmäßig wachsen. Eine all-
gemein gültige mittlere geothermische Tiefenstufe aufzustellen, ist daher vor-
läufig unmöglich^ Man hat sie indes zu 33 K m angenommen. Danach müßte
sich folgende Zunahme der Temperatur nach unten ergeben: 100 m 3°,
1 km 30 °, 100 km 3000 ° usf.2).
.*) Die geringste Leitungsfähigkeit besitzen Kohle, Erden, Gips und gebrannte
Steine, eine höhere Lava, glasige Massen, Kalk, Sandstein und Steinsalz, die höchste
die Metalle.
2) In Czuchow fand man bei 500 m Tiefe 26°, bei 1000 m 40°, bei 1500 m 69 °,
bei 2221 m 83,4 ° (geotherm. Tiefenstufe 31,8°).
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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hat, soweit wir sie kennen, im Durchschnitt aber nur ein spezifisches Gewicht
von 2,5—3. Demnach muß die mittlere Dichte des Erdkerns größer sein als
die der ganzen Erde. Da nun das spezifische Gewicht des Eisens 7,8 beträgt,
ist es nach dieser Theorie wahrscheinlich, daß der Erdkern in der Hauptsache
aus Eisen besteht. Zu ihrer Begründung wird angeführt, daß Eisen in den
Meteoren und auf der Sonne in großer Menge vorhanden, auch sonst im
Sonnensystem weit verbreitet sei, und daß bei vulkanischen Ausbrüchen um
so mehr von ihm ausgeworfen werde, je tiefer ihre Ursprungsstelle liegt.
§ 4.
Der Erdmagnetismus.
1. Der Kompaß. Schon lange vor dem Beginn unserer Zeitrechnung
hatte man in China die Entdeckung gemacht, daß eine horizontal frei beweg-
liche Magnetnadel etwa nord-südliche Richtung annimmt. Auch benutzte man
sie schon als Wegweiser bei Landreisen. Wahrscheinlich gelangte diese Kennt-
nis von hier nach Frankreich, wo bereits im 12. Jahrh. eine dem Kompaß
ähnliche Einrichtung im Gebrauche war. Gewöhnlich nennt man als Erfinder
des heutigen Kompasses den Italiener Flavio Gioja^), der im Jahre 1302
die Magnetnadel auf eine Spitze setzte und die Fläche darunter nach den Welt-
gegenden mit acht Strichen versah 2).
2. Der Erdmagnetismus. Den Sitz der dabei tätigen Richtkraft
suchte man bis ins 16. Jahrh. im Polarstern und glaubte, daß der Pol der
Magnetnadel genau nach Norden weise. Nachdem man aber gefunden hatte,
daß eine in ihrem Schwerpunkte aufgehängte und vertikal frei bewegliche
Magnetnadel sich auch gegen den Horizont neigt, mußte man als Sitz der an-
ziehenden Kraft die Erde ansehen. Wir nennen sie den Erdmagnetismus.
Er wirkt auf jeden metallischen Körper, der überhaupt magnetisch beeinflußt
werden kann.
3. Die magnetischen Elemente und ihre Darstellung,
a) Der Erdmagnetismus wirkt aber nicht an allen Orten in der gleichen
Weise. Man fand zunächst (wahrscheinlich Kolumbus 1492), daß die hori-
zontale Magnetnadel an den meisten Orten nicht genau nach Norden zeigt,
sondern mit deren Meridianen Winkel verschiedener Größe bildet. Man
nennt diese Winkel die Mißweisung oder Deklination. Findet die Ab-
weichung von der Mittagslinie nach Osten statt, so ist sie positiv, im anderen
I Falle negativ. Europa, Afrika, der Atlantische Ozean und die östlichen Vor-
' sprünge Nord- und Südamerikas haben negative Deklination, die übrigen
! Teile der Erdoberfläche positive. Die Grenzlinie zwischen negativer und posi-
t tiver Mißweisung, auf der sie also 0 0 beträgt, geht auf der östlichen Halbkugel
'durch St. Petersburg, auf der westlichen durch den Osten-Nord- und Süd-
*) Sprich: dfchjoja.
2) Der heutige Schifsskompaß besteht in der Hauptsache aus einer drehbaren
! Windrose, die an der Unterseite mit einem Magnetstab versehen ist; die nach vorn ge-
r richtete Spitze der Windrose zeigt die gesteuerte Richtung. Zwei an den Seiten des
! Kompatzkessels befindliche Eisenkugeln verhindern die Ablenkung des Magnetes durch
ibte Eisenteile des Schiffes.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: China Frankreich Europa Afrika Atlantische_Ozean Petersburg Osten-Nord-
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geworden, aber doch noch nicht in den flüssigen Zustand übergegangen; er
umgab vielmehr den Erdball als eine starke Dunsthülle. Heute geschieht die
Umbildung des Wasserdampfes in W a s s e r erst unter 100 0 C; damals mußte
sie aber schon bei einer weit höheren Temperatur eintreten. Die Atmosphäre
enthielt nämlich in jener Periode der Erdbildung noch eine Menge Stoffe, die
sie seitdem infolge der Abkühlung an die Erdkruste abgegeben hat, z. B.
Kohlensäure, Schwefel, Chlor, war also dichter als gegenwärtig und übte
daher einen größeren Druck auf ihre unteren Schichten aus. Wird heute
Wasser unter höherem Luftdruck als gewöhnlich der Wirkung der Hitze aus-
gesetzt, so verwandelt es sich erst bei mehr als 100° C in Dampf; folglich
mußte in einer Atmosphäre mit höherem Drucke auch die Umbildung des
Wasserdampfes in Wasser schon bei einer Temperatur von weit über 100 ° C
stattfinden. Dieses stürzte in ungeheurer Menge auf die feste, aber noch
immer außerordentlich heiße Erdkruste herab, wurde hier wieder in Dampf
verwandelt, stieg als solcher in die Atmosphäre, um von neuem herabzu-
stürzen und den vorigen Prozeß zu wiederholen. Dabei löste es die festen Ve-
standteile der Erdrinde zum Teil auf.
Endlich war die Abkühlung des Erdballes und der Atmosphäre so weit
fortgeschritten, daß sich ihre Temperatur nicht mehr in so hohem Grade von
der gegenwärtigen unterschied. Der Wasserdampf hatte sich zum größten
Teile niedergeschlagen und bedeckte die Oberfläche der Erde als llrmeer bei-
nahe gleichmäßig. Es enthielt die auf mechanischem und chemischem Wege
gelösten Bestandteile der Erdkruste und der Hartgebilde der in ihm lebenden
Organismen in großer Menge, führte sie bald hier-, bald dorthin und lagerte
sie endlich ab oder schlug sie nieder, worauf sie erhärteten. Schicht
bildete sich so auf Schicht. Die Sedimentgesteines entstanden.
Waren dabei die mechanischen und chemischen Eigenschaften des Wassers
tätig, so bildeten sich die klastischen oder Trümmergesteine (Ton aus
dem Feldspat des Urgesteins, Kalk aus den Hartgebilden der Korallen und
Schaltiere und aus den Algen, Kreide aus den Schälchen mikroskopischer Ur-
tierchen, Sandstein aus Sand und Ton oder Kalk). Seine rein chemische
Tätigkeit schuf die einfachen Gesteine (Feuerstein aus der von gewissen Or-
ganismen abgesonderten Kieselsäure, Steinsalz aus Chlor und Natrium,
Gips aus Schwefelsäure und Kalk), die rein mechanische die losen Sande und
Cerölle. Noch heute vollzieht sich die Eesteinsbildung hauptsächlich im und
am Meer.
3. Die Entstehung der vulkanischen Gesteine. Ruhe
kehrte damit freilich noch nicht auf der Erdoberfläche ein. Gewaltige Stürme
brausten über das Meer hin und wühlten es in seinen Tiefen auf. Nieder-
schlagsmengen fielen herab, die heute alles Lebende vernichten würden. Aus-
brüche des Erdinnern und Erdbeben fanden statt, gegen welche die jetzigen Er-
scheinungen dieser Art geringfügig sind. So erklärt es sich, daß die Oberfläche
der Erde noch in einer fortwährenden Umwandlung begriffen blieb. Bei
den Eruptionen des Erdinnern drang durch die entstandenen Spalten und
Löcher die glutflüssige Masse an die Oberfläche der Erde und überdeckte
J) Von lat. sedimentum Niederschlag, Bodensah.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
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Entstehung hindeutet und der Grad der Vollkommenheit der Organismenreste
die Aufeinanderfolge ihrer Bildung anzeigt. Über das absolute Alter der
Erdrinde geben freilich auch sie keinen Aufschluß; wir werden uns darüber
stets mit Mutmaßungen zufriedengeben müssen. Nach Thomson (Lord
Kelvin) und Ratzel sollen seit der Zeit des ersten Entstehens der Erdrinde
200 Millionen oder noch mehr Jahre verflossen sein; andere Forscher nehmen
kürzere Zeiträume (90, 56, 24 Millionen Jahre) an. (Man berechnet das
Alter der Erdrinde z. B. aus dem Salzgehalt des Meeres, das anfänglich
Süßwasser enthalten k»aben, durch die Flüsse aber, die alle geringe Spuren von
Salz aus der Erdrinde mitbringen, allmählich salzig geworden sein soll.)
3. Endlich kann man aus den gleichen Resten des Lebens in den verschiedenen
Schichten der Erdrinde die Lage und Ausdehnung der früheren Meere und
Kontinente und ihre Veränderungen bestimmen. (Afrika und Südamerika
hingen danach in der Jurazeit zusammen, Nord- und Südamerika dagegen
nicht, so daß das Mittelmeer der Neuen Welt als eine uralte Einsenkung er-
scheint. Der heute verschwundene Erdteil Lemurien erfüllte den Indischen
Ozean über die Jurazeit hinaus. Südamerika stand noch in der Tertiärzeit
mit dem Südpolarkontinent in Verbindung.)
5. Die Formationen der Gest einshülle. Alle Gesteine,
welche nach Lagerung, Beschaffenheit und Petrefakten das gleiche Alter ver-
muten lassen, faßt die Geologie zu „Gebirgen" oder Formationen zusammen.
Man unterscheidet danach:
1. Das Urgebirge oder die Archäischen Formationen.
2. Das Gebirge des Altertums der Erde oder die Paläozoischen For-
mationen.
3. Das Gebirge des Mittelalters der Erde oder die Mesozoischen For-
mationen.
4. Das Gebirge der Neuzeit der Erde oder die Känozoischen Forma-
tionen i).
6. Die wirkliche Schichtenfolge. Die Formationen der Erd-
rinde liegen aber nicht wie die Scheiben einer Zwiebel wohlgeordnet über-
einander, sondern haben seit den frühesten Zeiten, zuweilen schon während
ihrer Entstehung, die mannigfaltigsten Bewegungen, Verschiebungen und
Überschiebungen (Alpen) erfahren. Es kommt daher häufig vor, daß eine
vollständige Umkehrung der Schichtenfolge eingetreten ist, so daß heute die
ältesten Bildungen oben, die jüngsten unten liegen. Zuweilen fehlen auch
Formationen. Das hat darin seinen Grund, daß das betreffende Gebiet wäh-
rend der Zeit Festland war, als das Meer sie anderwärts durch Sedimen-
tation schuf, oder daß sie durch äußere Einflüsse, die später erörtert werden
sollen, abgetragen worden sind. Die geologischen Karten 2) der meisten
Länder lassen daher eine große Mannigfaltigkeit der Bodenbildung erkennen.
Von g riech. archaios uranfänglich, zoös lebendig, mosös mittlere, kainös neu.
2) Die geologischen Karten lassen die lose Decke zertrümmerten Gesteins, die auf
den Formationen lagert, außer Betracht. Sie kommt nur zur Darstellung, wenn sie
nicht aus dem Boden der betreffenden Gegend entstanden ist, sondern dorthin, wie in
Norddeutschland, verfrachtet wurde.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
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afrtfa (auch Abessinien), in den Hochgebirgen Asiens, in China, Japan, Vorderindien,
:n Amerika (Felsengebirge, Kanada, Alleghanies, Anden, Gebirge Brasiliens) und
Australien.
Die Verwitterung ihrer Gesteine ist von ihrem Reichtum an Quarz und
Feldspat abhängig. Wo der leicht verwitternde Feldspat vorherrscht, bilden sie
sanfte Erhebungen und flache, wellenförmige Plateaus. Wo dagegen der Widerstands-
fähige Quarz die Hauptrolle spielt, zeigen sie scharfe Kämme und zackige Gipfel.
Diese Verschiedenheit macht sich auch bei den einzelnen Felspartien geltend. Der
Granit, der häufig die höchsten Erhebungen der Gebirge bildet, liefert meistens runde
Kuppen (Brocken, Schneekoppe), die mit Blockanhäufungen als den letzten Widerstands-
fähigen Resten (Wollfäck-, Matratzenform) bedeckt sind. Mitunter bleiben von ihm
harte Gangausfüllungön, die sich schmal und lang hinziehen, übrig („Teufelsmauern",
der 140 km lange „Pfahl", ein Quarzriegel im Bayrischen Walde). Das Verwitte-
rungsprodukt *) ist fast immer ein fruchtbarer, d. h. an Nährsalzen reicher, toniger
Boden, der sich besonders für Laubwaldungen eignet. Im allgemeinen besitzen "die
den Archäischen Formationen angehörigen Gebirge großen Reichtum an Quellen,
welche oft schon in beträchtlicher Höhe auftreten.
An mineralischen Einlagerungen finden sich Lager von reinem
Quarz und Erzgänge, die als flüssige Massen oder Dämpfe in die entstandenen
Spalten drangen und allmählich erhärteten. Man trifft Eisen-, Silber-, Blei- und
Kupfergänge an.
Organische Reste konnten in den Archäischen Formationen noch nicht mit
Bestimmtheit nachgewiesen Werdens. Fauna und Flora der Urzeit können aber
keineswegs arm gewesen sein, da wir sie beim Eintritte der nächsten Periode schon
verhältnismäßig weit entwickelt vorfinden. (Man vermutet in dem Graphit, der hier
und da im Gneis in Nestern gefunden wird, das Petrefakt einer Algenart.)
2. Das Gebirge des Altertums der Erde oder die
Paläozoischen Formationen.
Sie sind sämtlich aus dem Wasser entstanden, aber vielfach von eruptiven Ge-
steinen durchbrochen. Der letztere Umstand erklärt, warum die gewaltigen Schichten,
deren Gesamtmächtigkeit man auf über 15 000 m schätzt, meist stark aufgerichtet auf-
treten. Die organischen Reste entfernen sich in ihrem Aussehen und inneren Bau noch
weit von den Organismen der Jetztzeit. Sie überraschen durch gewaltigen
Formenreichtum und die große Anzahl der Jndividiuen. Man schätzt die Entstehungs-
dauer der Paläozoischen Formationen aus 34 Millionen Jahre.
a) Die Aambrische, Silurische und Devonisches Formation (Grauwackengruppe).
Ihre wichtigsten sedimentären Bestandteile sind 1. schwarzgrauer
Tonschiefer, 2. Grauwacke (ein festes, körniges, dunkelgraues Konglomerats von
Quarz und Ton), 3. Grauwackensandstein 5) und 4. grauer oder dunkelroter Kalkstein.
— An Eruptivge st einen werden wieder die Plutonischen Gesteine gefunden,
welche den Kalkstein zuweilen kristallinisch gemacht und damit in Marmor umge-
wandelt haben.
*) Aus reinem Feldspat entsteht reiner Ton (Kaolin, Porzellanerde); aus Granit,
Gneis und Porphyr bilden sich die verschiedenen Tonarten (Aluminiumsilikate).
2) Neuerdings nimmt man an, daß alle sedimentären Gesteine mit der Zeit in
Kristallinische Schiefer umgewandelt werden; dabei müßten die Petrefakten zu-
gründe gehen.
*) Nach der Grafschaft Cambridge (sprich: fmbridfch), den Silurern, einem ver-
schwundenen Volke, und der Landschaft Devonshire (sprich: dewnschir) in England.
4) Von lat. conglomeräre zusammenhäufen; Konglomerate bestehen aus ab-
gerundeten Stücken eines Gesteins, die durch ein Bindemittel fest verbunden find.
6) Sandstein besteht aus Quarzkörnern, die durch Kieselsäure, Kalk oder Ton zu-
sammengehalten werden.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Inhalt: Zeit: Geographie
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Wie ihre Verbreitung und Beschaffenheit erkennen läßt, zog sich in der
Zeit des Kambriums wahrscheinlich durch den nördlichen Teil des heutigen Deutsch-
lands von Osten nach Westen ein Festland, während später ganz Deutschland vom
Meere überflutet war. Man findet Glieder dieser Formationen daher im Rheinischen
Schiesergebirge, im Harz, in Thüringen, im Frankenwald, im Fichtelgebirge, im
Vogtlande, im Erzgebirge und in den Vorbergen der Sudeten. Sie kommen ferner
vor auf der Pyrenäenhalbinsel, in Frankreich (Norden und Süden), Belgien, in den
Ostalpen, in Großbritannien und Irland (wie schon die Namen erkennen lassen),
Skandinavien, Rußland (Ostseeprovinzen, Inneres, am Ural), Böhmen (Mulde
zwischen Prag und Pilsen), auch in Nordamerika (West-
liches Hochland, Gebiet im Süden der großen Seen).
Sie verwittern leicht und lösen sich dabei in einen
fruchtbaren, der Waldkultur sehr günstigen Boden aus.
An mineralischen Einlagerungen ent-
halten sie Eisenerz, Silbererz und Quecksilber (Almaden).
Unter den organischem Überresten treten See-
tange, die als harzfreie Steinkohle oder Anthrazit gefunden
werden, auf. Viel reichhaltiger ist die Fauna. Gegen
11500 Arten hat man gezählt. In ungeheuren Massen
kommen die sägeförmigen Feilenkorallen oder Graptolithen
vor. Von den Weichtieren findet man viele Armfüßer.
Die Krustentiere werden besonders durch Trilobiten (Drei-
lapptiere) vertreten, die bereits in etwa 2000 Arten vor-
kommen und eine Länge von 2 mm bis zu beinahe % m
zeigen. Am meisten verbreitet ist Calymene Blumen-
bachii (Blumenbachs Tribolit, Fig. 4).
b) Die Karbonifdje1) Formation (Steinkohlengruppe).
Als wichtigste sedimentäre Bestandteile sind zu nennen 1. bec Kohlen-
oder Bergkalk, der meist in grauer Farbe auftritt und infolge starker Zerklüftung
schroffe Wände, Schluchten und Höhlen bildet, 2. der oft die einzelnen Kohlenflöze
trennende Kohlensandstein (Kulm) und 3. der bituminöse, d. h. Erdpech2) ent-
haltende Kohlenschieser, ein steter Begleiter der Steinkohle. — An Eruptiv-
g e st e inen finden sich in erster Linie Porphyr und Diabas oder Grünstein, die zu
den älteren vulkanischen Gesteinen gehören. Der Porphyr besteht aus einer Grund-
masse und größeren Kristallen, nach denen er benannt wird, z. B. Feldspatporphyr.
Er bildet ausgebreitete Kuppen und Decken.
Für die Steinkohlenzeit wird es zum ersten Male möglich, ein ungefähres Bild
über die Verteilung von Wasser und Land auf der Erde zu geben. Durch säkulare
Hebungen tauchten neue Kontinente und Inseln aus dem Meere auf oder vergrößerten
sich die alten. So war Deutschland an ihrem Anfange noch Meeresboden, erhob sich
später aber ein wenig über den Meeresspiegel. Bald faltete sich ein Teil seines Bodens
zu einem hohen Gebirge, den Karbonischen Alpen, empor, dessen Reste unsere heutigen
Mittelgebirge sind. Die Moore, in welchen sich die Steinkohlenlager bildeten, lagen
teils an der flachen Küste (Aachen, Ruhrbecken, Sachsen, Mittel- und Oberschlesien),
teils im Innern des Landes (Saarbecken). Ohne Kohlenflöze tritt die Formation
im Fichtelgebirge, in Thüringen und im Harz auf. Außerhalb Deutschlands ist
die Steinkohlensormation in abbaufähiger Gestalt besonders in Belgien, Groß-
britannien und Irland (27 000 qkm) und in Rußland verbreitet; ohne Kohlen-
flöge findet sie sich in Böhmen, Rußland (große Ausdehnung), Frankreich und
Spanien. Ungeheure Kohlenbecken scheint China zu besitzen, und am bedeutendsten
auf der Erde find die von Nordamerika, die sich über etwa 300 000 qkm erstrecken.
Die Verwitterung geht an den sedimentären Bildungen schnell vonstatten,
läßt aber einen wenig ergiebigen Boden entstehen.
a) Von lat. carbo Kohle.
) Ein Umwandlungsprodukt fossiler tierischer Massen, auch Asphalt genannt,
das säst in allen Formationen vorkommt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheinischen
Schiesergebirge Thüringen Frankenwald Frankreich Belgien Irland Skandinavien Prag Pilsen Nordamerika Kulm Deutschland Karbonischen Aachen Sachsen Oberschlesien Thüringen Deutschlands Belgien Irland Frankreich Spanien China Nordamerika
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Groß ist ihr Reichtum an Petrefakten. Auch die Steinkohle gehört ihnen
zu. Sie rührt von den gewaltigen und zahlreichen Gefätzkryptogamen jener Zeit
und den zum ersten Male auftretenden Koniferen her. Es waren damals an vielen
Stellen der Erde ausgedehnte Landstriche aus dem Meere aufgetaucht, die von
Sümpfen, Tümpeln und Lagunen bedeckt wurden. In dem tropisch warmen, kohlen-
säurereichen Klima, das unterschiedslos auf der ganzen Erde herrschte, entstand in
ihnen eine Pflanzenwelt, die im Vergleiche mit der unserer Wälder, Wiesen und Felder
formenarm genannt werden muß, aber eine Üppigkeit und Fülle der Einzelwesen
aufwies, wie sie die Erde nicht wieder erlebt hat. Ein Pflanzendickicht von damals
(Fig. 5) würde auf uns einen überraschenden Eindruck machen mit seinen riesenhaften
Ahnen a) unserer Schachtelhalme (12 m hoch, 1 m dick), b) Farnkräuter (baumartig,
mit Blattwedeln von "mehreren Metern Länge) und c) Bärlapppflanzen. Die der
letzteren, die Schuppenbäume oder Lepidodendren, waren 15—30 m hoch und trugen
an den Enden ihrer sich gabelartig verzweigenden Stämme Fruchtzapfen. Gleiche Höhe
Fig. 5.
a ' c <i
Wald der Steinkohlenzeit.
hatten 6) die jetzt ausgestorbenen Sigillarien oder Siegelbäume (nach den Narben,
cm welchen vorher Blätter saßen), die mit ihren langen, schmalen Blättern schlank
aufragten. Geschlechter aller dieser Pflanzen grünten, starben ab, fielen nieder und
vermoderten. Da breitete ein Fluß bei einer Überschwemmung seine Sedimente über
ihnen aus, oder das Land sank allmählich wieder unter den Meeresspiegel.
Infolgedessen legten sich Massen von tonigem oder sandigem Schlamm über
die abgestorbene und lebende Pflanzenwelt. In ihnen haben sich nicht
allein die Stämme, sondern auch die zartesten Blätter und Zweige mit
den feinsten Einzelheiten ihrer Blattadern bis auf unsere Tage erhalten.
Die Überschwemmung ließ endlich wieder nach, oder der Boden hob sich
aus dem Ozean. Von neuem schlug eine tropische Pflanzenwelt in dem
zurückgebliebenen Moraste Wurzeln und bedeckte ihn mit üppigem Wüchse, um nach
langer Zeit wieder unter Sand und Ton begraben zu werden. Dieser Wechsel zwischen
den Dschungeln mit ihren modernden Pflanzenresten und den Überschwemmungen
oder Meeresfluten mit ihren Sand- und Tonablagerungen wiederholte sich in der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]